Irgendwann, es war ein sonniger Buchthaler Märzsonntag, fand das legendäre erste Training, oder, wie man es in Buchthalen zu nennen pflegt, die "erste soziale Zusammenkunft zu sportlichem Anlass", statt. Zehn Genossen erschienen damals auf dem Buchthaler Hartplatz neben der Region- eigenen Sekundarschule, in welcher die meisten dieser zehn Genossen einst treu gedient hatten. Das Fussballspielen an diesem Frühlingstag machte den Buchthaler Genossen grossen Spass. Zu lange verzichteten sie auf die von ihnen so hoch gepriesene und geliebte Sportart. Für 90 Minuten spielten sie so leidenschaftlich, dass die erzielten Tore nicht mitgezählt wurden. Danach war bei den meisten Genossen die Luft draussen.
Noch im selben Frühling wurde mannschaftsintern beschlossen, unter dem Namen Spartak Buchthalen einheitliche Trikots zu kaufen und nach Möglichkeit Freundschaftsspiele zu bestreiten. Das "Schwarze Faust auf rotem Stern"- Logo, welches fortan auf die Originaltrikots von Spartak Buchthalen gedruckt wurde, entstand nach der Vorlage eines gewissen Tomislav Simasek.
Im April 1996 zählte Spartak Buchthalen 12 Mitglieder: Urs Wüthrich, Fabio Pedretti, Andy Wüthrich, Thomas Wüthrich, Thomas Ott, Andreas Sulzberger, Lukas Boller, Michael Frey, Stéphane Rychen, Roger Kölla, Dario öchsli und Tomislav Simasek. Nun galt es aus diesem "Buchthaler Haufen" eine spielfähige Mannschaft zu formen. Zu diesem Zweck wurden provisorische ämter geschaffen und besetzt. Fabio Pedretti, der auf eine 8-jährige Cluberfahrung als Spieler beim Fussballclub Schaffhausen zurückblickte, wurde einstimmig zum Trainer gewählt. Er beauftragte sogleich Urs Wüthrich mit dem Amt des Co-Trainers. Tomislav Simasek kandidierte offiziell für das Amt des Präsidenten und wurde ebenfalls einstimmig gewählt. Urs Wüthrich wurde zum Finanzchef ernannt, sein Bruder Andreas Wüthrich zum juristischen Berater. Wie bereits erwähnt, waren diese ämter nur provisorisch besetzt worden, da man zu jener Zeit noch nicht sicher war, ob die einzelnen Mitglieder ihren Aufgaben gewachsen waren. Tatsächlich wurde dann ein halbes Jahr später der Vorstand noch wesentlich umstrukturiert und neu besetzt. Mehr dazu in einem späteren Abschnitt.
Da nun die wichtigsten ämter belegt waren, konnte es richtig losgehen. Trainer Pedretti sprach sich mit der Mannschaft ab, und es wurde beschlossen, dass in den jeweiligen Trainingseinheiten nur Fussball gespielt werden sollte, also keine langweiligen übungen oder stundenlanges Jogging. Gerade in diesem Punkt zeigte sich einmal mehr, wie sich Spartak Buchthalen von anderen Fussballclubs klar distanzierte.
Noch in den Monaten April und Mai traten weitere Spieler der Genossenschaft bei: Pieter- Jan Witzig, Michel von Burg und Marius Boller, drei Spieler der besonderen Art.
Am 22.5.1996 war es dann endlich soweit. Das erste Spiel überhaupt sollte stattfinden. Der Gegner: Büsingen 2, eine Mannschaft der 5. Liga. Im Vorfeld dieses Spiels gab es etliche Spekulationen über die neue Mannschaft am Fussballhimmel. 1997 machte Trainer Pedretti in einem Interview folgende Aussage: " Die Spieler von Büsingen trauten uns nicht allzuviel zu. Wir selber wussten auch nicht so genau wo wir standen. Tatsache war zweifellos, dass eine Mannschaft, die das erste mal zusammenspielt, im Allgemeinen grosse Probleme hat. Doch wir hatten etwas, das mehr zählte, als alles spielerische Talent. Wir hatten diesen eisernen Willen. Wir wollten gewinnen um zu zeigen, dass Spartak Buchthalen mehr war als nur ein Harass leerer Bierflaschen." Und das Debüt wurde ein Spiel der Sonderklasse. Thomas Wüthrich rannte die büsinger Abwehr in Grund und Boden und erzielte in den ersten 5 Minuten die ersten zwei Tore für Spartak Buchthalen überhaupt. Die Büsinger waren von dem Buchthaler Doppelschlag sichtlich überrascht und hatten grosse Mühe den Rückstand wieder aufzuholen. Es gelang ihnen jedoch und das Spiel endete mit einem 2:2, ein Resultat, mit dem beide Mannschaften schlussendlich zufrieden waren. Dazu Pedretti in seinem 97-er Interview: "Das 2:2 war sicherlich ein gerechtes Resultat, welches dem Spielverlauf entsprach. Beide Teams hatten ihre Qualitäten. Bei Büsingen waren diese eher spielerischer Natur, unser Kapital war die Einsatzstärke. Ich denke gelegentlich mit einem Lächeln an dieses Spiel zurück." Nach dem Spiel gingen Büsinger und Buchthaler gemeinsam in das Restaurant Kerze, wo das Spiel in aller Ruhe nochmals analysiert wurde. Abschliessend muss hier noch angefügt werden, dass sowohl Dario öchsli als auch Andreas Wüthrich an diesem ersten Spiel nicht teilnehmen konnten und dass Spartak Buchthalen mit dem Torhüter Levo Levente Tregova antrat, welcher noch ausgerechnet ein Jahr zuvor die Nummer 1 von Büsingen 2 war; Ironie des Schicksals.
Im Sommer 1996 nahm Spartak Buchthalen mit zwei vermeintlich gleich starken Mannschaften am Grümpelturnier in Thayngen teil. Eine Mannschaft kam nicht über die Gruppenspiele hinaus, die andere musste sich in der ersten Finalrunde geschlagen geben.
Nach dem Turnier wurden im Jahre 1996 keine weiteren Spiele gegen andere Mannschaften mehr bestritten. Es wurde nur noch "trainiert".
Bereits vor dem Thaynger Turnier verliess Dario öchsli Spartak Buchthalen. Jedoch traten im selben Zeitraum zwei neue Spieler der Genossenschaft bei: Samie Witzig, der Bruder des Starverteidigers Pieter- Jan Witzig, und Christoph Baumann. Ebenfalls im Sommer `96 nahm Spartak Buchthalen Kontakt mit Reto Mittler auf, der zu jener Zeit noch bei Büsingen 1 in der 4. Liga unter Vertrag war. Ende August 1996 wechselte Reto Mittler dann ablösefrei von den Büsinger Faschos zu den Buchthaler Marxisten. Mitte Herbst des selben Jahres trat ein weiterer Spieler, Markus Strobl, Spartak Buchthalen bei.
In jenem Herbst des Jahres 1996 machte sich der Vorstand wiederum seine Gedanken über die Zukunft der Genossenschaft. So wurde dann auch am 7. Dezember im Rahmen eines ‚Chlaushocks' die erste offizielle GV einberufen, an der natürlich alle Mitglieder von Spartak Buchthalen teilnehmen durften. Unglücklicherweise waren relativ viele Genossen verhindert, so dass nur deren 7 in der Emma erschienen. Das Ziel der GV war die Durchführung der Neu- bzw. Wiederwahlen, da es bis Anhin Schwierigkeiten gab. Urs Wüthrich nämlich entpuppte sich als ein unzuverlässiger Finanzchef. Ihm wurde sogar vorgeworfen er habe Gelder unterschlagen. Diesen Attacken entgegnete Wüthrich gelassen mit dem Argument, dass solche faschistischen Angriffe gegen seine Person, innerhalb der marxistischen Buchthaler Genossenschaft nichts zu suchen hätten. Zugleich sah er aber ein, dass die Aufgabe des Finanzchefs nicht für ihn geschaffen war und gab dann auch an der Generalversammlung offiziell seinen Rücktritt bekannt. Angesichts der GV`96 wurde das Organigramm von Spartak Buchthalen nochmals auf das Genauste überdacht, worauf die folgenden ämter zu vergeben waren: Präsident, Vizepräsident, Juristischer Berater, Finanzchef, Pressesprecher, Manager, Generalsekretär, Trainer und Co- Trainer. Pedretti kandidierte erneut für das Traineramt und wurde mit 11:1 Stimmen wiedergewählt. Seine Wiederwahl war nicht zuletzt auch die Folge des 2:2 Triumphes gegen Büsingen 2 und des durchaus sozialen Trainignplans. Auch Andy Wüthrich kandidierte erneut als Juristischer Berater und wurde mit 12:0 Stimmen wiedergewählt. Als damaliger Jus Student war er das einzige dafür in Frage kommende Mitglied der Genossenschaft. Tomislav Simasek und Fabio Pedretti schlugen sich als Präsident bzw. Vizepräsident vor und wurden ebenfalls einstimmig gewählt. Co- Trainer blieb Gründungsmitglied Urs Wüthrich. Andreas Sulzberger, der an der Generalversammlung aus privaten Gründen nicht erscheinen konnte, stellte sich nachträglich für das Amt des Finanzchefs zur Verfügung, da es an der Versammlung selbst keine Interessenten dafür gab. Thomas Ott wurde, natürlich mit seinem Einverständnis, zum Pressesprecher von Spartak Buchthalen gewählt. Offen blieb vorläufig noch das Amt des Managers.
Mit dieser Generalversammlung neigte sich das erfolgreiche Fussballjahr 1996 allmählich seinem Ende zu. Alle stellten sich schon auf die bevorstehende Winterpause ein, bis Tomislav Simasek, der im Buchthaler Volk populär gewordenen und heiss geliebte Präsident, am 9.12.1996 in einem Schreiben an den Vizepräsidenten Pedretti seinen Rücktritt ankündigte. Simasek, der sich als "ungeeignet" für den Präsidentenposten betrachtete, bat Pedretti einen Nachfolger für ihn zu suchen. Ausserdem liess Simasek verlauten, dass er sich in Zukunft als eine Art Sekretär von Spartak Buchthalen sehe. Obwohl Simasek versicherte, das Präsidentenamt bis zu seinem Rücktritt nach Treu und Glauben weiterzuführen, wollte Pedretti diese Angelegenheit schnell, möglichst noch 1996 zu einem Ende führen. In Buchthalen wusste nun jeder, dass die Zeit von Urs Wüthrich gekommen war, dem Mann, der Spartak Buchthalen zu seiner Ideologie verholfen hatte. Allen Buchthalern war klar, dass zu jenem Zeitpunkt neben Simasek nur noch Pedretti und Wüthrich, die beiden Genossen, die Spartak in die Welt gesetzt hatten, als Präsidenten in Frage kamen. Pedretti aber hatte schon zum Vornherein mitgeteilt, dass er trotz seiner aussergewöhnlichen organisatorischen Fähigkeiten nicht kandidieren werde, da es zu einseitige Machtverhältnisse gäbe, sollte Präsident und Trainer die selbe Person sein. Obwohl alle Buchthaler Pedretti vertrauten, sah man ein, dass es besser war, einen anderen Genossen für diese verantwortungsvolle Aufgabe einzusetzen. Und da Urs Wüthrich ohnehin freiwillig kandidierte, wurde er dann auch in einer ausserordentlichen Sitzung Mitte Dezember zum Nachfolger von Simasek gewählt.
Nun durfte sich jede Buchthalerin und jeder Buchthaler auf erholsame Fest- und Feiertage freuen.